Fernwanderungen Via Francigena

Tag 13 – ein Tag für die Zahlenprofis

Von Lucca nach Altopiasco – 19,57 km

Der gestrige Abend hat uns – einmal mehr – eine schöne Überraschung beschert. Eigentlich wollten wir in bella Italia endlich mal eine feine Pizza schnabulieren. Eigentlich. Also hopp und raus und mal schauen, wo es denn eine solche geben könnte. In einer Seitengasse entdecken wir ein Ristorante, was aus der Ferne nach Pizza ausgesehen hat und fragen den Capo, ob er Pizza hätte. Hinter seinem freundlichen Lächeln steckt eine Art von Mitleid. Es ist zu spüren, dass er uns was Besseres hat als Pizza. Er ist so charmant und galant, dass wir unsere Teig-mit-Beilage-Pläne prompt über den Haufen schmeissen.

Wir essen göttlich und als ich diese «Tagloglini al tartufo bianco» serviert bekomme, wird mir klar, jetzt habe ich das wohl Köstlichste in Lucca ergattert. Grazie mille per questo meraviglioso pasto – oder so.

Der Morgen geht in die Geschichtsbücher unserer Via Francigena ein. Ich stehe auf, gehe ohne auch nur ein Mal zu humpeln und bin komplett – ich wiederhole ganz langsam – k o m p l e t t – schmerzfrei.

Die Wettervorhersage droht uns Regen an und so machen wir uns auf die Socken. Die heutige Strecke ist nicht sehr lange, knapp 20 km, dafür alles auf Asphalt. Ungefähr auf der Hälfte der Strecke meldet sich mein Fuss sehr deutlich. Keine Zehen, keine kleine und keine grosse – dafür der Mittelfuss. Ähm, muss das jetzt sein? Genau in diesem Moment realisiere ich, wie sehr mir der Asphalt auf den Sack geht und wie sehr mich die lauten Autos und LKW’s nerven. Ich bin alles andere als entspannt. Selbst Peter braust auf und weist mich zurecht: «Hör auf zu Jammern. Das ist ja furchtbar!»

Tja. Da muss die Welt jetzt durch. Mich nervt es grad so sehr, dass ich mich ernsthaft frage, was an diesem Weg so besonders sein soll. Ich frage mich, ob ich den Weg für mich mache oder für ihn – und – ich muss lächeln. Über mich. Da hat ja wieder Mal der Affenzirkus in meinem Kopf eine ziemlich gute Vorstellung abgeliefert.

Ja, diese verdammten Strassen nerven mich und ja, es ist mir egal, wenn sich andere nerven, dass ich mich nerve. Da muss man durch. Schliesslich motze ich extrem wenig.

Ja, dieser Weg ist sehr besonders. Ich denke zurück an all diese vielen wunderbaren Momente in den Wäldern, auf Wegen, am Rande von Reisfeldern (war jetzt nur ein Scherz) oder sonst wo. Ich liebe wandern und laufen (nicht rennen).

Ja, ich persönlich, Claudia Schifflechner, geborene Huber, wollte dies komplett freiwillig. Es hat mich niemand – und schon gar nicht mein Mann an meiner Seite – irgendwie bewusst oder unbewusst dazu verdonnert. Ich habe darauf geplangt, die Wochen und Tage gezählt.

Die ganze «etwas-anderes-Denken-Sache» hat immer den schönen Nebeneffekt, dass man wieder ein paar Hundert Meter weiter ist und gar nicht gemerkt hat, dass die Füsse schmerzen.

In Porcari sehen wir auf dem einzigen Hügel des Dorfes eine sehr schöne Kirche und packen die Gelegenheit am Schopf, etwas Höhenmeter zu buchen. Wir werden sogar mit einer Stampa belohnt. Der Pilgerpass füllt sich langsam – das gefällt uns sehr.

Peters linkem Bein geht es gar nicht gut. Schon zu Hause hat er immer mal wieder über Schmerzen am Fussgelenk berichtet. Das Laufen werden dem schon Abhilfe schaffen, meinte er. Im Moment sieht es nicht so aus.

Am Ziel in Altopiasco angekommen, schnappen wir uns den Pilgerführer und klappern die Schlafstätten ab. ALLE CHIUSO. Schon wieder müssen wir in ein Albergo – es stört uns und wirft unsere Vorstellung über den Haufen.

Ich werde nun mal duschen, meine Füsse hochlagern, ein paar Videos auf Youtube checken und meine Füsse dehnen. Hey, die sind dafür gebaut, dass sie laufen können und wollen. Meine Bewegungsart hat sie einfach verarmen lassen und jetzt sollten wir diesem Zustand Abhilfe schaffen.

Mal schauen, wie es morgen weiter geht…. In der Numerologie steht die Zahl 13 für die sanfte Energien der Liebe, das Wasser und die Weisheit. Aber auch für Kreativität, Sanftmut und Zartheit und vor allem für Reinigung und Klärung. Ebenso geht es um die Aufgabe des alten Selbst- bzw. auch Weltbildes. Aha. Interessant, was das Internet so weiss. Ob ich nun damit etwas anfangen kann, entscheide ich beim Rotwein heute Abend.

Buen Camino – bis morgen!


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