Gestern haben wir gefeiert – uns gefeiert. Mit viel Steinpilzen und Rotwein und Pasta und Grappa und Limoncello. Geschlemmt wie die alten Römer (wobei ich davon ausgehe, dass wir Waisenkinder gegen diese Festfreunde sind). Lucca ist eine faszinierend schöne Stadt. Herr und Frau Gastgeber/in geben sich extrem viel Mühe.
Die Räume in diesen alten wunderbar erhaltenen Gebäuden sind der Wahnsinn. Irgendwie erinnert uns die Stadt an das spanische Lugo. Nur, liebe Spanier verzeiht uns, das Essen hier ist deutlich besser.
Morgen werden wir ausschlafen und mal schauen, wie es unseren Beinen und Füssen so geht (ja, auch Peters Schienbein – das Linke – ist lädiert. Es geht ihm nicht sonderlich gut).
Ausschlafen hat auch was, obwohl mein Kopf voll auf “Hallo, Rucksack packen, anziehen, los geht’s” programmiert ist. Das Bett ist wunderbar warm, die ersten Touristen und Schüler sind in den schmalen Gassen gut zu hören und ich? Ich drehe mich nochmals, strecke meine Beine, kreise meine Füsse und warte gespannt darauf, wie sich die einzelnen Zehen anfühlen.
Aufgrund der “Duweisstschonwasichmeine”-Massnahmen dürfen wir nicht hier im kleinen Aufenthaltsraum frühstücken. Dafür können wir zum Café nebenan, das noch kleiner ist. Der Kaffee ist wie immer wunderbar, der Orangensaft auch und das süsse Zeugs zum Frühstück hat mittlerweile auch unsere Sympathie gewonnen. Nach dieser kleinen Stärkung geht es wieder einmal in die Farmacia. Wir brauchen Magnesium (immer noch) und dieses Mal werden wir fündig. Peter’s Bein benötigt dringend Voltaren Dolo und schon sind wir wieder medizinisch top ausgerüstet.
Auf den alten Stadtmauern umrunden wir einen Teil, einen sehr kleinen Teil, des historischen Stadtzentrums. Wir wollen es ja nicht übertreiben. Zehn Minuten gehen ist wohl genug für heute. Eigentlich könnte man meinen, wir sind in einer Schweizer Stadt. Wo wir sind, hören wir nur Schweizer Deutsch. Von überall her scheinen sie zu kommen: Basel, Bern, Zürich, Wallis, Herisau, usw. Wir trinken noch einen weiteren Kaffee und beschliessen dann, dass wir nochmals ausruhen müssen. Dringend.
Am Nachmittag steht Puccini auf dem Plan. Gemeinsam erforschen wir seine Geschichte und hören dazu seine Musik.
Mit Gänsehaut am ganzen Körper sitzen wir da, lesen seine Geschichte und stellen uns vor, wie es wohl wäre, auf der Piazza dell’Anfiteatro Puccinis’ `Nessum dorma!`, gesungen von Pavarotti zu hören. Dieses Lied würde die ganze Stadt Lucca in ein unglaubliches emotionales Kleid packen. Die Vorstellung alleine treibt uns die Tränen in die Augen. Ach herrjeh, wir bleiben und sind hoffnungslose Romantiker.
Das Geburtshaus von Puccini besichtigen wir am früheren Nachmittag und gniessen danach etwas Rohschinken, Melone und Foccacia. Das Nichtstun ermüdet uns so sehr, dass wir uns schon wieder in unser schönes Turmzimmer zurückziehen, um uns von diesen unglaublichen Strapazen des Tages zu erholen.
Meinen Füssen geht es hervorragend und ich wünsche mir, dass ich morgen so laufen kann. Das wäre ein Traum! Zur Sicherheit halten wir noch Ausschau nach anderen Wanderschuhen und Socken – leider ohne Erfolg. Gucci, Prada, Schinken, Käse und Seife werden hier wohl häufiger benötigt als Salomon Trekkingschuhe.
Lucca ist ein Besuch wert. Unbedingt! Wer es nicht kennt, hier ist ein erster Eindruck.
Schaut es euch an. Wir werden heute Abend dieses Juwel in vollen Zügen geniessen und irgendwo eine feine italienische Pizza essen.
Buona notte.