Challengezone Gedankenhygiene

Noch 100 Tage …

Stell dir vor, du beschliesst eines Tages, dass dich dein Leben zu sehr fickt und dass du daran was ändern willst – nein musst. Denn du spürst ganz genau, sonst gehst du drauf.

So ging es mir, als ich völlig verzweifelt ein Projekt startete, das ich unter dem Titel 500-day-challenge verpackte. Es ging mir darum, dass ich endlich mal hinschauen wollte um das Beste aus mir zu holen. Ich spürte ganz genau – da war noch viel Luft nach oben. Eines wusste ich von Anfang an. Wenn ich meinen Kopf die Sache anpacken liesse, wurde es nicht besser. Da war zu viel Konditionierung. Also musste ich mich darin trainieren, dass ich mich spürte. Dass ich ganz genau darauf achtete, wie ich mich im Alltag fühlte. Bei der Arbeit, beim Dozieren, beim Kochen, bei der Hausaufgabenhilfe, beim Wäsche machen, usw.

Ich startete als Single-Frau mit zwei Kindern, auf der Suche nach einem Mann. Ich war von einigen Männern eine geliebte Option. Und ich hätte sie alle haben können. Für Stunden. Nicht für mehr. Das wollte ich aber nicht wahrhaben. Ich war im Job über alle Ohren überbucht und hatte viel zu viel zu tun. Ich hatte zu Hause ein vollgestopftes Haus und nie wirklich Ordnung. Ich war immer und überall einen Schritt zu spät oder zu langsam.  Ich lebte in einer Familien-WG die mich mit jedem Tag mehr an den Rand meiner Selbstachtung brachte.

Im September 2016, also rund 3 Monate vor dem Start zur Challenge, war ich mit meiner liebsten Freundin in einem Wald. Einem Feen-Wald. In Irland. Wir beide machten damals unsere ersten Reiterfahrungen. Ich auf Flash. Sie auf Chipsy. Der Wald war ein Traum von Ruhe und Mystik. Unter den Hufen der Pferde knisterte das Kies, als mich dieser Gedankenblitz traf: „ES REICHT!“ Petra hatte sich schon stundenlang meinen Scheiterhaufen angehört und meine Seele liebevoll in die Hand genommen. Ich beschloss, mein Leben zu ändern, eine Challenge zu starten.

Heute, 400 Tage später und 100 Tage vor Schluss dieser Challenge ist einfach alles anders. Ok. Ein paar Dinge sind noch wie vorher. Ich habe immer noch meine beiden Söhne. Ihnen danke ich ganz besonders für die Geduld mit mir. Sie machen diesen Change mit und wir sind noch nicht wirklich ganz gut darin, aber jeden Tag ein Stück besser. Danke Gil und Lee. Ihr seid meine Familie. Petra ist auch noch da. Wie ein Fels in der Brandung. Petra. Du bist mein bester Coach. Meine liebste Freundin. Dir danke ich dafür, dass ich einfach alles sagen kann und dass ich bei dir einfach so was von Claudia bin. Ich liebe dich dafür. Anders ist, dass ich es mir wert bin, ein gutes und schönes Leben zu leben.

Wie ein Schuh, der viel zu klein ist und heftige Schmerzen herbeiführt, so habe ich mein Leben noch vor 400 Tagen gelebt. Es hat mich fast 100 Seiten liniertes A4-Papier gekostet um aufzuschreiben, was mir weh tat. Mit viel Traurigkeit schrieb ich alles auf, was mich verletzte, mir weh tat. Als ich buchstäblich am Ende war, startete ich von vorne. Dieses Mal mit Lesen.

Ich erkannte, dass ich verarscht wurde. Dass ich angelogen und betrogen wurde. Ich erkannte, dass ich nicht wirklich viel Wert hatte. Es schmerzte grausam. Bei jedem Wort. Bis zu dem magischen Augenblick, als ich erkannte, dass es nicht darum geht, wer einem etwas angetan hat und was es war. Es geht darum zu erkennen, dass man es sich nicht wert war, ein anderes Leben zu führen. Diese Erkenntnis war übel schmerzhaft. Aber im gleichen Moment auch heilend.

Ich realisierte nämlich, dass ich mir das alles habe gefallen lassen. Wie traurig war ich über diese Erkenntnis. Ich, ich ganz alleine hätte das alles verkürzen können. Es war Zeit, die viel zu kleinen Schuhe wegzuwerfen. Doch wie?

Ich trainierte mich darin, darauf zu achten, wie sich mein Leben in verschiedenen Situationen anfühlt, was es mit mir macht. Es ist für mich heute noch erstaunlich, wie klar man plötzlich ist. Ich spürte genau, was ich nicht mehr wollte und was schon. Und siehe da.

Die Familien-WG ist Geschichte. Es war Zeit, sie loszulassen. Sie hätte mich ruiniert. Die Männer-Optionen habe ich auf ihre Ernsthaftigkeit geprüft. Da war keiner dabei, der sich mit ehrenvollen Absichten für mich interessierte. Ich war nur eine Lust-Option. Da war meine körperliche Transformation. 2 ½ Jahre Training ohne grossen Erfolg. Und heute? Heute wiege ich über 11 Kilogramm weniger. Ich habe losgelassen. Mich getrennt von dem, was mir nicht gut tat. So ganz nebenbei war da auch dieser Krimskrams und Schnickschnak. Über 500 Kilogramm habe ich zwischenzeitlich entsorgt.

Ich habe heute wieder Zeit für mich. Ich habe meine Aufträge im Griff. Ich habe Zeit für meine Jungs. Zeit für Ideen und Entwicklungen. Und ich habe ihn. An meinem 49. Geburtstag habe ich mir geschworen, dass ich nie mehr eine Lust-Option sein will. Ich will einen Mann mit Charakter und Ehre. Einen, der für mich sterben würde. So wie ich für ihn. Der Himmel hat mir während dieser Challenge das wohl grösste Geschenk gemacht. Peter. Ich danke dir für deine unfassbar ehrliche Liebe. Deine Güte. Deine Gradlinigkeit. Als 12-jähriges Mädchen habe ich in meinem Tagebuch beschrieben, wie ich gerne Frau sein möchte für diesen einen Mann. Ich habe ihn ausführlich beschrieben. Genauso bist du. Ich danke dir, dass ich so 100% Frau sein darf, mit allem Glitzer und Vollweib-Schnickschnack. Du bist einfach genau mein Mann.

Tja. Und jetzt kommen noch 100 Tage. Ich werde sie auskosten wie eine saftige Orange. Ich werde sie lieben wie den Kuss nach langer Trennung. Ich werde sie achtsam in den Händen tragen wie meine Jungs als Babys. Meine Challenge ist jetzt schon ein absolut hammermässig gelungenes Projekt. Ach ja. Und in den nächsten 100 Tagen werde ich noch mehr bekanntgeben. Eines sei schon verraten. Es geht auf in eine neue Dimension meiner Tätigkeit – Zürich, wir kommen.

Bitte. Wartet nicht so lange wie ich, um euer Leben selber in die Hand zu nehmen. Wenn Ihr mehr als 5 Tage am Stück nicht einfach glücklich seid, ist es Zeit, etwas zu ändern. Wenn ich das kann, könnt Ihr das längst.

BE  AWARE. Und Vollgas!
In Liebe, Claudia


2 thoughts on “Noch 100 Tage …”

  1. Du machst das sehr gut Claudia und bist ein grosses Vorbild für viele von uns. Danke, dass Du uns an Deinen Erfahrungen und Veränderungsprozessen teilhaben lässt. Du bist toll!

    1. Lieber Thomas. Danke für die lieben Worte. Wenn ich damit dem einen oder anderen Kraft gebe, dann habe ich das weitergeben können, was ich bekommen habe. 🙂 Gut so.

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