Camino Fernwanderungen

Tag 4 – Italien 1 Portugal 0

Von Marinhas nach Viana do Castelo 24,8 km

Die Herberge hatte mal wieder Doppelstockbetten. Wenn ich in einem solchen schlafen darf, fühle ich mich so – jung halt. Wäre da nur nicht Peter unter mir. Es lag nicht daran, dass er wegen meinen «Duweisstschonwasichmeine»-Pluskilos etwas Sorgen hatte, das Bett könnte zusammenkrachen – oh nein. Es lag daran, dass diese Metallmonster bei jeder Bewegung schwer ächzten. Es wäre wohl eine echte Marktlücke, Silent-Beds für Pilgerherbergen zu entwickeln. Ach ja, wenn ich schon am Wünschen bin, Stromanschluss OBEN wäre noch so eine Wahnsinnssache. Und eine stabile Treppe *lautlach*.

Das Zimmer ist mit 8 Personen voll belegt. Wenn wir uns frei bewegen – Maske auf. Sitzen oder liegen wir auf oder im Bett – Maske ab. Nach intensiven Diskussionen kommen wir zum Schluss, dass solche Massnahmen doch nur die Hilflosigkeit eines Staates zeigen. Sie müssen etwas tun, damit die Bevölkerung beruhigt ist. Aber ob das Sinn macht, hinterfragt man nicht. Selbst die Geimpften – alle müssen Maske tragen.

Peter hat auch für diesen Abend ein Restaurant ausgesucht – dieses Mal ohne garantierten Sonnenuntergang. Den würden wir auch gar nicht sehen, es ist so wolkig/neblig. Endlich kommt Peter zu seinem Fleisch. Genug Fleisch, sogar vom heissen Stein. Portugal ist ein wunderschönes Land. Keine Frage. Im Vergleich zu Italien hat dieses Land aber keinen Stich in Bezug auf das Essen. Mammamia. Haben wir auf der Via Francigena gut gegessen. Im Essenvergleich liegt Italien definitiv mindestens 1:0 vorne.

Morgen werden wir erst um 06h00 loslaufen. Sonst sind wir wieder viel zu früh vor Ort. Zusammen mit der Frau aus Tschechien gehören wir zu den ersten, die starten. Es ist und bleibt für mich ein Geschenk, früh zu starten. Ich brauche das.

Die heutige Etappe kann man in verschiedenen Varianten gehen. Eigentlich kann man das bei jeder. Heute ist es uns einfach stark aufgefallen. Wir bevorzugen den Weg dem Strand entlang und folgen der App “Camino Ninja”. Der Nachteil ist, dass dieser Weg praktisch nicht ausgeschildert ist, d.h. man braucht die App regelmässig um zu schauen, ob man schon falsch gelaufen ist. Der Vorteil dieses Weges ist, dass er sich abenteuerlich anfühlt. Haiuuuuu … tschaggaaa ….

Es ist nicht verwunderlich, dass man mit einer neuen App Dinge erlebt, die nicht “normal” sind. Da gibt es Wege, die sind einfach fertig. Zu Ende. Finito. Vernichtet durch ein Maisfeld. Einfach so. Hier der Beweis.

Im Weiteren ist es so, dass wir mit dieser App praktisch keine anderen Pilger treffen. Eindrücklich ist aber vor allem, dass uns diese App über jede Art von Wege schickt. Eben halt wie ein Adventure-Navi.

In der grossen und scheinbar schönen Stadt Viana do Castelo liegt unsere nächste Herberge. 20 Pilger schlafen heute hier in vier verschiedenen Sälen. Kurz nach uns kommt auch die Tschechin an. Sie ging den “offiziellen” Weg und war keine Sekunde am Strand. Dafür mehrheitlich an Strassen entlang und durch einen schönen Wald. Es gibt halt eben bei allem verschiedene Wege und am Schluss ist man trotzdem am gleichen Ziel. Ja, ja. Ich hör auf. Es gäbe noch so viele Parallelen zwischen dem Camino und dem eigentlichen Leben. Aber das wird eine andere Geschichte werden.

Bom Caminho!


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