Camino Fernwanderungen

Militärsyndrom und Armin van Buuren

Kennt Ihr das auch? Ihr lauscht einem Gespräch oder seid sogar selber ein aktiver Teil davon, wenn es um diese Abenteuer im Militärdienst geht? Da ist alles immer so heroisch und hat sooo viel Spass gemacht. Kein einziges Wörtchen über die Mühen und Leiden – nein – nur Heldentum ohne Ende.

Tja, ich glaube, mein Mann leidet darunter, wenn es um den Camino Primitivo geht. Er hat ihn ja schon mal gemacht und darüber erzählt er so viel Schönes und Besonderes. Alles war tipptopp und die Anstrengungen für ein Schweizer Meitli eh kein Problem. Von wegen.

Hallooooo Leuuuuteee. Der Camino Primitivo ist einfach streng, hart, unerbittlich. Du denkst, ok, das Schlimmste habe ich und dann kommt wieder ein Aufstieg, der es in sich hat. Ich weiss, eine echte Pilgerin redet nicht über das Trübsal des Weges. Ich bin eine Pilgram und darf das. Punkt.

Ich habe mal zusammengerechnet, was wir bisher so geleistet haben. Da wäre diese unglaubliche Zahl von 6’386 Höhenmeter. Das ist höher als der Berg Parinacota in Chile. Ok, das kennt kein Mensch aber es klingt gut. Oder die Strecke von 194.83 km. Das ist so weit wie von St. Gallen nach Bern. Ich weiss, da gibt es einen Zug – aber – wir sind das gelaufen. Check!! Hey und jetzt kommt noch die härteste aller Zahlen. Die DURCHSCHNITTS-TEMPERATUR. Leute. Das alles haben wir bei durchschnittlich – und ich schreibe es jetzt in Sperrschrift aus – s i e b e n k o m m a f ü n f – Grad Celsisus geschafft. Holy moly. 

Der Weg heute war sehr verrückt. Permanenter Wetterwechsel – nass – Sonne – kalt – warm und das im Abstand von 15 Minuten. Anziehen, ausziehen, umziehen. 

Wir sind am Morgen erst um 07h30 los, weil es um 06h00 dermassen geregnet hat, dass dies kein guter Plan gewesen wäre. Uns fehlen also rund 90 Minuten, um früh anzukommen. Zudem werden wir heute viele viele Kilometer machen. Denn am Mittwoch geht es nach Lugo und wir wollen nicht kaputt in dieser wunderschönen Stadt ankommen.

Meinen Füssen geht es blendend. Erst nach 20 km machen sich die Zehen bemerkbar. Ein kurzer Pitstop, zwei Pflaster und weiter geht’s. Trick 77 (oh sorry, das nennt sich ja heute Hack) mit der Schokolade hilft bis Kilometer 28 und dann, dann kommt der Brüller.

Mein Mann lässt für mich/uns unser Hochzeitslied von Armin van Buuren laufen: Sunny Days. Und er tanzt den Sonnentanz. Ich liebe es. Ich liebe ihn. Ich liebe den Camino Primitivo.

Buen Camino


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